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Die Enttäuschung über das verpasste Mandat ist groß, aber Nadia Rouhani versucht sich damit zu trösten, dass sie mit 1901 Erststimmen beziehungsweise 8,7 Prozent im Charlottenburger Wahlkreis 4 wenigstens "das beste Einzelbewerberergebnis der Nachkriegszeit" geschafft hat. Die 36-jährige ehemalige Fernsehjournalistin war als parteilose Direktkandidatin für das Abgeordnetenhaus angetreten - und hatte sich gute Chancen ausgerechnet, obwohl es bundesweit noch nie einen vergleichbaren Erfolg gab.

Von Cay Dobberke

Der Absturz der Berliner SPD in der Wählergunst wird vor allem durch ein Phänomen illustriert: Zum ersten Mal ist es der Partei nicht gelungen, auch nur in einem einzigen Wahlkreis die Mehrheit zu gewinnen. Besonders augenfällig wird diese Entwicklung im Kontrast zum Triumph, den die Sozialdemokraten bei der Bundestagswahl im letzten Jahr erzielten, denn damals eroberten sie sämtliche Wahlkreise der Stadt, auch jene, die als quasi uneinnehmbare christdemokratische Erbhöfe galten.

Von Bernd Matthies

In Berlin sind im vergangenen Jahr 82 rechtsextremistische Gewalttaten registriert worden. Mit 16 Übergriffen habe Lichtenberg unter den Berliner Bezirken an der Spitze gelegen, teilte Innensenator Eckart Werthebach (CDU) auf eine Anfrage aus dem Abgeordnetenhaus am Montag mit.

Zum angekündigten Rücktritt Peter Radunskis vom Amt des Kultursenators äußerten sich Vertreter der Berliner Kulturlandschaft nur sehr zögerlich.Christoph Stölzl, noch Generaldirektor des Deutschen Historischen Museums Berlin:"Ich bin verblüfft und bedauere den Rücktritt sehr.

Am Tag nach der Wahl spricht das Präsidium der FDP dem Parteivorsitzenden Wolfgang Gerhardt sein Vertrauen aus - das klingt wie Hohn, nach einem Ergebnis knapp über zwei Prozent in Berlin, überhaupt nach solchen Ergebnissen wie in den letzten Wahlen. Die einstmals für Machterwerb und Machterhalt wichtige Freie Demokratische Partei gelangt inzwischen noch nicht einmal mehr so nah an die Fünf-Prozent-Hürde, dass jetzt noch von einem Scheitern gesprochen werden könnte.

Von Stephan-Andreas Casdorff

Im Streit um die Schwangeren-Konfliktberatung hat sich die Berliner Caritas für einen Verbleib im gesetzlichen Beratungssystem ausgesprochen. Bei einem Ausstieg aus dem System werde eine "wichtige Chance vergeben, Frauen in Konfliktsituationen beizustehen und ungeborene Kinder zu schützen", hieß es in einer Mitteilung des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin.

Weil eine Jugendstadträtin um 415 Mark ärmer ist, ist das Land Berlin um gut 30 000 Mark reicher und hat eine Bewohnerin weniger. So oder so ähnlich lässt sich die Posse zusammenfassen, die sich in der vergangenen Woche weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit zugetragen hat: Die Lichtenberger PDS-Jugendstadträtin Stefanie Schulze griff in die eigene Tasche und kaufte eine illegal eingereiste Bulgarin aus der Frauenvollzugsanstalt frei.

Die Verblüffung war erst mal groß über Peter Radunskis noch am Wahlabend angekündigten Abschied vom Amt des Berliner Kultursenators. Aber man wird jetzt weder trauernde Künstler noch sehr viel tränende Krokodile antreffen.

Von Peter von Becker

Der Landkreis Potsdam-Mittelmark will künftig keine Berliner Kinder mehr in seinen Kindertagesstätten aufnehmen. Eine entsprechende Beschlussvorlage wurde von fünf Ausschüssen bestätigt und soll am Donnerstag im Kreistag in Belzig verabschiedet werden.

Von Henry Klix

Die Leiche eines nur wenige Stunden alten Säuglings wurde am Sonntagnachmittag von einem 62-jährigen Mann in einer gelben Recycling-Mülltonne an der Obentrautstraße 32 in Kreuzberg entdeckt. Das Mädchen war lebend zur Welt gekommen und dann vermutlich erwürgt worden.

In Western ist die Situation bekannt: Eine Postkutsche auf einsamer Straße, plötzlich versperren umgestürzte Bäume den Weg, und finstere Gestalten halten den Reisenden großkalibrige Waffen unter die Nase. In Deutschland ist derartiges Raubrittertum nicht mehr üblich, auch schon vor 60 Jahren nicht mehr, aber einen brauchbaren Filmstoff gab es doch ab: "Autobanditen (Im Namen des Volkes)", gedreht 1939.

Am Mittwoch kommt der New Yorker Schriftsteller Tom Wolfe nach Berlin, um sein neues Buch "Ein ganzer Kerl" vorzustellen. Der 1931 geborene Autor, dessen berühmtestes Werk "Fegefeuer der Eitelkeiten" mit Tom Hanks verfilmt wurde, ist um 17 Uhr im Kulturkaufhaus Dussmann in Mitte zu einer Signierstunde anwesend.

Wie brutal der Parlamentarismus mitunter sein kann, wissen wir spätestens seit Rudi Dutschke und der Apo. Generationen von Studenten machten sich seit 1968 an die Arbeit, die Mängel des parlamentarischen Systems aufzudecken.

Die CDU will den Wahlsieg in Berlin nutzen, um die Regierungsmannschaft, aber auch die Fraktions- und Parteiführung zu verjüngen und neue, talentierte Leute nach vorn zu bringen. "Ich will vermeiden, dass die Partei abstürzt, wenn Eberhard Diepgen und ich 2004 abgehen sollten", sagte Fraktionschef Klaus Landowsky gestern dem Tagesspiegel.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach