In Berlin bleibt alles, wie es war? So klang es in der Wahlnacht, aber das ist womöglich ein Irrtum.
Alle Artikel in „Berlin“ vom 12.10.1999
Die Senkung der "Hürde" von fünf auf drei Prozent hat viele der Bezirksverordnetenversammlungen bunter gemacht - und zwar in alle Richtungen des politischen Farbspektrums. Drei Parteien haben vor allem von der niedrigeren Klausel profitiert: Im Osten die Grünen, im Westen die PDS und in beiden Stadthälften die Republikaner.
Die Bündnisgrünen wollen auf einem Landesparteitag am heutigen Mittwoch ihr schlechtes Wahlergebnis vom Sonntag analysieren und das weitere Vorgehen beraten. Trotz der Niederlage will Bündnis 90 / Grüne die Meinungsführerschaft in der Opposition anstreben, sagte Landessprecher Andreas Schulze.
Noch bis zum Sonntagabend lächelten die Spitzenkandidaten der Parteien von Tausenden von Plakaten auf Grünstreifen, Verkehrsinseln und Plätzen, an Straßenschildern und Laternen. Doch während viele Wahlplakate drei Tage nach der Stimmabgabe abgebaut werden, kleben auf anderen, zum Beispiel an der Kleiststraße in Schöneberg und am Hohenzollerndamm in Wilmersdorf, plötzlich reihenweise schwarze Poster oder gelbe Zettel.
Früh um neun schwingt Eberhard Diepgen sein Regierungshämmerchen. Damit scheucht er einen kleinen gemütlichen Stehkonvent um den CDU-Kollegen Peter Radunski auf.
Es wäre wohl übertrieben, wenn man Wissenschaft und Forschung als Herzensangelegenheiten Peter Radunskis bezeichnen würde. Der scheidende Wissenschaftssenator hat nie verhehlt, dass ihm sein anderes Amt als Kultursenator gefühlsmäßig näher lag als das vermeintlich spröde Hochschul- und Forschungsressort.
Der Senat setzt die Förderung des Humanistischen Verbandes Deutschlands (HVD) in Berlin vorläufig fort. Der HVD-Landesverband solle "unter Vorbehalt bis zu einer rechtskräftigen Entscheidung" im laufenden Rechtsstreit weiter Landesmittel erhalten, teilte der Senat am Dienstag mit.
Am Sonnabend feiert die BVG mit Sonderfahrten den 10. Geburtstag der U-Bahn-Linie 5.
Seinen Schalk hat er nicht verloren: Gruppenfoto-Shooting mit dem Bundespräsidenten und seiner Frau Christina vor dem Einsteinturm auf dem Potsdamer Telegraphenberg: Könnten Sie bitte etwas zurücktreten!, fragt einer der Fotografen.
Durch Hellersdorf zieht sich ein Riss - politisch gesehen. Während in der Plattenbausiedlung mehr als 40 Prozent PDS wählte, gaben in Kaulsdorf und Mahlsdorf fast 36 Prozent der CDU ihre Stimme.
Zwei Tage nach der Wahl haben sich die neuen Abgeordnetenhausfraktionen von CDU, SPD, PDS und Grünen am Dienstagnachmittag konstituiert. Dabei hatten die neu gewählten Parlamentarier Gelegenheit, ihre Fraktionskollegen kennenzulernen.
Sofort und mit fliegenden Fahnen würden die Organisatoren des Berliner Militärmusikfestes wieder in die Deutschlandhalle einziehen, wenn diese denn öffnete. Da das aber momentan in den Berliner Sternen steht, findet die fünfte Fortsetzung der Veranstaltung am 30.
Gegen die CDU sehen die Sozialdemokraten ganz schön alt aus. Nicht nur das niederschmetternde Wahlergebnis hat so manchem SPD-Politiker die Kummerfalten ins Gesicht getrieben.
Die scheidende brandenburgische Sozialministerin Regine Hildebrandt (SPD) will sich nicht in die Koalitionsentscheidung der Berliner SPD einmischen. Dies sei allein Sache der Berliner SPD, sagte Hildebrandt am Dienstag.
Die Ursache für die Risse und Brüche im Pamukkale-Brunnen im Görlitzer Park liegt "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit am Naturstein selbst". Das geht aus einem Zwischenbericht der Gutachterfirma CRP hervor, der dem Grünflächenamt Kreuzberg jetzt vorliegt.
Es ist erst ein paar Jahre her, dass dem Elektrobuch auf der Frankfurter Messe Standrecht eingeräumt wurde. Man konnte damals an Fäden baumelnde Silberscheiben bewundern und den Respekt vor den bunten Kartons der Edutainment-Programme üben.
Schlichte Uhren mit Lederarmband liegen neben rot funkelnden Rubinringen, in allen denk- und undenkbaren Farben glitzern Schmetterlingsbroschen mit schweren Goldcolliers um die Wette: Der Schmuck, den das Auktionshaus Prucha gestern zur Vorbesichtigung ausstellte, reizt die Besucher zu den unterschiedlichsten Kommentaren. Ein ehrfurchtsvolles "wirklich schön" ist da zu hören, aber auch "wie aus dem Automaten, bloß das Kaugummi fehlt".
Langsam wird es ernst: Die heiße Phase der Vorbereitung auf den ersten Bundespresseball, der am 12. November in Berlin stattfindet, hat begonnen.
Solide Bürgerlichkeit in tonnenschwerer Eisengussarbeit und feinen Kunstsinn in über 100 bearbeiteten Einzelteilen strahlt das Liebermannsche Familiengrab aus: In fast fünf Meter Höhe wölbt sich ein Bogen in den Himmel. Er wird von "falschen" Säulen getragen, zwischen ihren Sockeln symbolisiert eine tiefe Bank die letzte Ruhestätte.
Es sind seltsame Geschöpfe, die "kulturhistorischen Museen". Als eine Mischung aus Kunstsammlung, Heimatmuseum und Depot für alles, was großzügige Spender für bewahrenswert halten, müssen sie sich stärker als die klassischen Kunstmuseen selbst definieren.
Die Weddinger Ecke Koloniestraße und Soldiner Straße ist immer für schlechte Schlagzeilen gut. Auch bei dieser Wahl.
Die Berliner SPD wird voraussichtlich erst auf einem Sonderparteitag entscheiden, ob sie Gespräche mit der CDU über die Fortsetzung der Großen Koalition aufnehmen wird. Ursprünglich war geplant, diese Frage in einer Klausurtagung des SPD-Landesausschusses am nächsten Sonnabend zu klären.
Achte Grundschule in Treptow, Hartriegelstraße 77, Raum 5. Hier ist es passiert.
Bitter sind diese schönen Herbsttage für viele unserer Mitbürger: Für Walter Momper sowieso, für Gerhard Schröder, den die Charaktermaske Lafontaine quält, Renate Künast, der es nichts genutzt hat, auf Inline-Skates schneller zu sein als Diepgen in Turnschuhen, Christoph Stölzl, weil ihm keiner gesagt hat, dass Radunski geht. Auch mancher Bonner fühlt Bitterkeit.
Für Menschen, die sich nicht helfen lassen wollten, könne man kaum etwas tun. So reagierte Tiergartens Sozialstadtrat Diethard Rauskolb (CDU) auf den Tagesspiegel-Bericht über einen 85-jährigen Mann, der in einem Seniorenwohnhaus in der Kluckstraße in desolatem körperlichen Zustand und unter unhygienischen Verhältnissen sein Leben fristet.
Die Kriminalpolizei sei den wachsenden Anforderungen an die Verbrechensbekämpfung weder personell noch von ihrer technischen Ausstattung her gewachsen, kritisierte gestern die Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Heike Rudat. "Während die Täter im D-Zug davon fahren, zuckelt die Polizei in der Dampflok hinterher", sagte sie und forderte von den politisch Verantwortlichen ein Gesamtkonzept zur Inneren Sicherheit.
Wegen Geiselnahme eines 16-jährigen türkischen Schülers ist ein 21-jähriger Landsmann am Dienstag zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden. Die 30.
Durch Zufall kam die Polizei am Montag einer Motorrad-Gang auf die Spur. Eines ihrer Mitglieder gab zu, mit Drogen zu handeln.
Ein Supermarkt an der Hauptstraße, langestreckte Wohnhäuser mit hellen, freundlichen Fassaden, zwischen den Vier- und Sechsgeschossern ausgedehnte Grünflächen, eine Kindertagesstätte, eine kleine Drogerie mit grauer Fassade. Graffiti sucht man ebenso vergeblich wie Aufkleber an den Autos.
Eine verzweifelte 42-jährige Frau hat in der Nacht zum Dienstag versucht, ihren 12-jährigen Sohn und sich selbst zu töten. Sie legte nach ersten Ermittlungen der Polizei in ihrem Konradshöher Einfamilienhaus an mehreren Stellen Feuer.
Eigentlich ist doch nichts alberner, zumindest aber überflüssiger als unsere tiefsitzende Angst vor Trauer, Melancholie und den schwarzen Flecken auf unserer Seele. Ob Fado, Blues, Rembetiko oder Tango - was wären die schillerndsten Spielarten populärer Musik denn bloß ohne den schier unerschöpflichen Kraftstrom aus Wehmut und Enttäuschungen?
Mit dem "Welthandballer des Jahres" Daniel Stephan, aber ohne den Lemgoer Rückraumstar Volker Zerbe wird Bundestrainer Heiner Brand den Supercup mit Olympiasiegern, Welt- und Europameistern vom 21. bis 24.
Es gibt verschiedene Wege, kleine Firmennetze ans Internet anzuschließen. In seiner Art neu ist das Modell, das am Dienstag von der Stuttgarter Firma Airdata in Berlin vorgestellt wurde.