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Alexander Hollensteiner, Geschäftsführer Kammerakademie.

© Andreas Klaer

Das hat 2022 Mut gemacht: Miteinander sprechen, spielen, feiern und auch streiten

Welches Ereignis in Potsdam hat 2022 am meisten Mut gemacht – und was sollte 2023 in der Stadt klappen? Hier antwortet Alexander Hollensteiner, Geschäftsführer der Kammerakademie Potsdam.

Von Alexander Hollensteiner

Es bleibt alles anders. Selten hat diese Liedzeile des Neu-Potsdamers Herbert Grönemeyer so gepasst wie im letzten Jahr. An ruhige und gewohnte Veränderungen haben wir uns gewöhnt, während uns disruptive, schlagartige oder ungewohnte Veränderungen häufig stark verunsichern und lähmen. Und übersehen, dass darin auch Chancen liegen.

In der Saison 2021/22 feierte die KAP ihren 20. Geburtstag, der im Frühjahr 2022 in einer Festwoche ihren Höhepunkt fand. In sieben Konzerten an neun Tagen wurde dabei schlaglichtartig zwei Dekaden Orchestergeschichte reflektiert, eine bewegte Zeit für das Orchester wie auch für unsere Stadt: Es gab eine Erinnerung an die ersten Anfängen mit einem Nonett-Konzert im versteckten Schloss Lindstedt, eine musikalische Reise durch 15 Jahre Potsdamer Winteroper im Schlosstheater, kleine feine Musikperlen im Palais Lichtenau, der Stadt- und Landesbibliothek sowie dem Museum Barberini, einem KAPmodern-Klangraum in der Friedenskirche, ein Festkonzert mit vielen langjährigen musikalischen Freund*innen im Nikolaisaal sowie das größte Mitspielorchester Potsdams im Waschhaus.

Die Stadt wurde zum Klingen gebracht. Das wunderbarste dabei: es kamen unglaublich viele unterschiedliche Menschen aus der Stadt, der Region und dem ganzen Land zusammen, um die friedliche Kraft der Musik zu genießen, sich nach der langen Durststrecke wieder zu begegnen und auszutauschen. Für uns waren diese Tage ein intensives Fest des Lebens, des Zusammenhalts und des Gemeinsinns.

Ich wünsche mir, dass wir dieses Gefühl auch in das kommende Jahr tragen, dass wir miteinander sprechen, spielen, feiern und auch streiten, aber vor allem den Kontakt untereinander beibehalten. Denn es gibt einiges zu tun: die derzeitigen und zukünftigen Herausforderungen sind vielfältig und komplex. Seit einigen Jahren beschäftigen wir uns intensiv mit nachhaltiger Transformation. Hierbei sind wir mit vielen wunderbaren Kolleg*innen, Wissenschaftler*innen, Akteur*innen aus Politik und Verwaltung im Kontakt über die Frage, welchen Beitrag ein Orchester in der modernen Gesellschaft leisten kann und, ja, auch muss.

Ganz konkret geht es um Aspekte wie Lohn-Gerechtigkeit, eine sinnvolle Entschleunigung des Kultur-Betriebs, um Diversität, Pluralität und Teilhabe sowohl beim Publikum wie den Institutionen selber, um Gleichberechtigung als zwingende Selbstverständlichkeit, ein nahbares Engagement vor Ort, eine mutige Öffnung der Programmatik für neue globale Perspektiven und Bedürfnisse, um Reisen mit Augenmaß und Bodenhaftung sowie die kontinuierliche Überprüfung der Materialität unserer Arbeit. Wir freuen uns auf diesen Dialog und viele weitere musikalische und persönliche Begegnungen. Wir sind das Orchester für alle. Wir spielen für Euch!

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