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ARCHIV - 15.04.2020, Bayern, München: Ein Bauarbeiter verlegt auf einer Baustelle Stahlmatten. (zu dpa: «Zahl der Arbeitslosen sinkt im Oktober um 20 000 auf 2,607 Millionen») Foto: Sven Hoppe/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Sven Hoppe

An Rezession vorbeigeschrammt: Deutsche Wirtschaft wächst im ersten Quartal leicht

Die Konjunktur erholt sich minimal, eine Rezession ist vorerst abgewendet. Das Wachstum zu Jahresbeginn wird von den Bauinvestitionen und Exporten getragen. Die Unsicherheit bleibt aber weiter hoch.

Die Deutsche Wirtschaft hat nach der Flaute 2023 zu Beginn des laufenden Jahres etwas an Tempo gewonnen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im ersten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorquartal um 0,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag anhand einer ersten Schätzung mitteilte. Nach Einschätzung von Volkswirten könnte Europas größte Volkswirtschaft das Schlimmste inzwischen überstanden haben. Die Bundesregierung sah in ihrer jüngsten Prognose zunehmend Anzeichen für eine Trendwende.

Zum Jahresende 2023 war die Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorquartal preis-, kalender- und saisonbereinigt nach revidierten Zahlen um 0,5 Prozent gesunken. Im Gesamtjahr 2023 rutschte Deutschland mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes, der nach neuesten Berechnungen preisbereinigt minus 0,2 Prozent betrug, in eine leichte Rezession. Die exportorientierte deutsche Wirtschaft bekam die Abkühlung der Weltkonjunktur ebenso zu spüren wie die zeitweise hohen Energiepreise und die rasant gestiegenen Zinsen. Zudem fehlen Fachkräfte, und Unternehmen klagen über zu viel Bürokratie.

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Das Mini-Wachstum in den ersten drei Monaten wurde nach Angaben des Bundesamtes von steigenden Bauinvestitionen und Exporten getragen. Die privaten Konsumausgaben hingegen gingen zurück.

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Anzeichen für konjunkturelle Trendwende

Volkswirte sehen inzwischen Anzeichen für eine Wende zum Besseren. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im April weiter aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex, für den regelmäßig etwa 9000 Unternehmen befragt werden, stieg den dritten Monat in Folge.

Die Bundesregierung hob ihre Konjunkturprognose leicht an und erwartet nun 0,3 Prozent Wachstum im laufenden Jahr. Zuvor war die Regierung von 0,2 Prozent Plus ausgegangen. Ein Wachstum von 0,3 Prozent sei natürlich „nichts, mit dem wir zufrieden sein können“, hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eingeräumt. Es gebe aber eine Reihe positiver Entwicklungen. Beispielsweise habe die Inflation schneller nachgelassen als erwartet.

Auch der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung sieht den Tiefpunkt der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland durchschritten. „Ab dem Sommer werden fallende Inflationsraten und gefallene Energiepreise aber zunehmend die deutsche Wirtschaft stützen und zu positiven Wachstumsraten beim BIP im Quartalsvergleich führen“, sagte Sebastian Dullien. Allerdings würden sowohl die Geld- als auch Finanzpolitik von EZB und Bundesregierung weiteres Wachstum bremsen.

Kein Rückenwind für den Arbeitsmarkt 

Wegen einer nur schwach ausgeprägten Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im April im Vergleich zum März nur um 20.000 auf 2,750 Millionen gesunken. Das sind 164.000 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert zum März bei 6,0 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresmonat hat sich die Quote um 0,3 Punkte erhöht. Für die April-Statistik griff die Bundesagentur auf Datenmaterial zurück, das bis zum 15. des Monats vorlag.

„Dem Arbeitsmarkt fehlt nach wie vor der konjunkturelle Rückenwind. Somit bleibt die Frühjahrsbelebung schwach“, sagte BA-Vorstandsmitglied Daniel Terzenbach in Nürnberg. „Obwohl die deutsche Wirtschaft seit zwei Jahren nicht in Tritt kommt, ist die Situation am Arbeitsmarkt aber weiterhin robust.“

Die Kurzarbeit könnte zudem wieder steigen. Vom 1. bis zum 24. April hatten Betriebe für 61.000 Menschen Kurzarbeit angezeigt – etwa ein Drittel mehr als im März. Ob dies dann auch in Anspruch genommen wird, ist aber noch nicht klar. Die jüngsten Zahlen für die tatsächliche Inanspruchnahme von Kurzarbeit kommen aus dem Februar: Damals waren 204.000 Menschen in Kurzarbeit, nach 190.000 im Januar und 146.000 im Dezember 2023.

Habeck will „wuchtiges“ Entlastungsprogramm für die Wirtschaft

Am Montagabend sprach sich Habeck bei einer Veranstaltung in Kassel für ein „kurzfristiges“ und „wuchtiges“ steuerliches Entlastungsprogramm für die Wirtschaft aus. Um dies zu finanzieren, warb der Grünen-Politiker bei einem Lesertreff der „Hessisch/Niedersächsischen Allgemeinen“ (HNA) für eine Reform der Schuldenbremse. Mehr Flexibilität würde es erlauben, mehr zu tun für die Bauwirtschaft und für mehr Investitionen der Firmen. Habeck räumte aber ein, für eine Reform der Schuldenbremse gebe es derzeit keine politische Mehrheit.

Führende Wirtschaftsforschungsinstitute trauen Deutschland im Gesamtjahr 2024 nach jüngsten Prognosen nur ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent zu. Zwar dürfte nach ihrer Einschätzung ab dem Frühjahr eine Erholung einsetzen, die Dynamik werde aber nicht allzu groß ausfallen.(fki, Reuters, dpa)

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